Warum gendern? – Inklusive Sprache im Unternehmen

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Gendern – Ein aktuelles, aber zugleich sehr konflikthaftes Thema. Die Meinungen zum richtigen Umgang mit unterschiedlichen Geschlechtern im Alltag und dabei vor allem in der Sprache gehen dabei weit auseinander. Aber worum geht dieser ganze Trubel überhaupt? Ist er überhaupt nötig oder machen wir es uns nicht alle mal wieder schwerer als es tatsächlich sein müsste? Was hat es denn damit konkret auf sich und was ist der richtige Weg für mein Unternehmen?

 

Respektvoller Umgang im (Arbeits-)Alltag

Ganz so leicht sind diese Fragen leider nicht zu beantworten und deswegen ist die Auseinandersetzung für den respektvollen Umgang im Alltag definitiv notwendig. Auch wenn man persönlich nicht direkt betroffen ist und die Notwendigkeit dadurch weniger präsent ist, kann es für die Mitmenschen, denen dies durchaus wichtig sein kann, die sich oftmals nicht angesprochen oder sogar ausgeschlossen fühlen einen große Bedeutung haben. Dieser Ausgrenzung kann durch wenig Aufwand und kleine Änderungen in der Wortwahl und Verhalten entgegengewirkt werden. Die genderneutrale Sprache zielt dabei schließlich auf eine bewusste Inklusion ab, denn Sprache beeinflusst unser Denken und damit auch unser Handeln. Die Funktion der Sprache als Mittel zur Anerkennung kann das Denken als solches prägen.

 

Sprache im Wandel

Einer der häufigsten Kritikpunkte, scheint “Gendern”, als unnatürlichen Eingriff in die Sprache abwerten zu wollen, dabei sollte jedoch bedacht werden, dass Sprache schon immer im Wandel stand und sich auch weiterhin wandeln wird. Es handelt sich schließlich um ein menschliches Konstrukt und Begriffe wie „Fräulein“ oder „Weib“ sind inzwischen auch nicht mehr im alltäglichen Gebrauch oder haben ihre Bedeutung verändert. Ebenso sind wir stets dazu angehalten diskriminierende Bezeichnungen zu vermeiden. Es handelt sich also vielmehr um einen Lernprozess in dem es darum gehen sollte niemanden auszuschließen und die Offenheit für Diversität in der Gesellschaft, im Unternehmen oder Team, aber auch im privaten Umfeld zu bewahren. Und wohl bekanntlich ist aller Anfang schwer. Dabei muss der Anspruch an die Umsetzung nicht gleich zu Beginn die Perfektion sein, sondern es sollte ein Lernprozess angestrebt werden, der dazu führt, bewusst auf Genderneutralität zu achten bis diese zur eigenen Normalität gehört. Ein positiver Nebeneffekt davon ist, dass diese Auseinandersetzungen einen zwingt seine Wortwahl noch genauer zu überdenken und zu präzisieren.

 

Wer ist denn nun überhaupt alles gemeint? Wer könnte sich ausgeschlossen fühlen?

Seit dem 01. Januar 2019 ist gemäß des Allgemeinen Gleichberechtigungsgesetzes (§ 1 AGG) niemand aufgrund seiner Geschlechtszugehörigkeit auszuschließen oder zu benachteiligen, sei es bei Stellenausschreibungen, Firmeninternen Nachrichten oder Ansprachen. Es soll jede Person angesprochen und beachtet werden, unabhängig vom Geschlecht.

So sollte man von zukunftsorientierten Unternehmen erwarten können, dass man sich präzise ausdrückt und nicht einfach die gesetzlichen Mindestanforderungen verwendet und damit die Thematik abhakt. Diese wäre für Stellenausschreibungen ein einfaches “(m/w/d)” als Anhängsel an den Titel der ausgeschriebenen Stelle, was zugegebenermaßen durchaus beliebt geworden ist. Dieser kleine Zusatz ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus, wenn der Rest des Textes die Geschlechtsneutralität komplett vernachlässigt. Als Unternehmen sollte der Anspruch von gutem Umgang untereinander Priorität haben, und dies umfasst ebenso die (geschlechtsneutrale) Kommunikation.

Eine andere, scheinbar einfache Lösung ist die Doppelnennung (Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen) oder das Binnen-I (MitarbeiterInnen). Gut gemeint, allerdings werden dadurch non-binäre Personen ausgeschlossen.

Ein in Regenborgenfarben geschriebener Text symbolisiert die Wichtigkeit des Genderns von Mitarbeiterinnen.

 

Was ist “Non-Binarität”? Wer ist mit “non-binär” gemeint?

Ein weiterer, inzwischen nicht mehr ganz neuer Begriff über den man bei inkludierender Sprache stößt. Unsere Gesellschaft ist geprägt von den biologischen Geschlechtszuschreibungen als Mann und Frau. Personen die sich jedoch weder als Mann noch als Frau einordnen lassen, sondern zwischen den Geschlechtern stehen oder sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsanteile aufweisen, werden dabei ausgeschlossen. Dabei wird sich nicht rein auf biologische Merkmale bezogen. So wurde in Deutschland das „dritte Geschlecht“ auch bereits gesetzlich anerkannt. Die Einordnungen „divers“, „intersexuell“ beziehungsweise „non-binär“ gelten dabei als Sammelbegriffe für all diese Personen, die nicht im binären Geschlechtssystem erfasst sind. Darunter zum Beispiel Personen die sich keinem Geschlecht zuordnen (“agender”), mehrere Geschlechter haben (“polygender”) oder deren Geschlechtsidentität sich öfters verändert (“genderfluid”). Die geschlechtliche Zuschreibung ist hierbei nicht mit der sexuellen Orientierung, die keine weitere Rolle für den Arbeitgeber spielen sollte, gleichzusetzen.

 

Also Gendern. Aber wie?

Eine Übersicht zu den unterschiedlichen Möglichkeiten des Gendern findest du in unserem Blogartikel „Mitarbeiter gendern: So kannst du alle richtig ansprechen!“. (Vom weiteren Inhalt des Artikels wollen wir uns inzwischen eher distanzieren und uns klar für das Durchsetzen der genderneutrale Sprache, insofern möglich, aussprechen.)

Angefangen bei generischen Titeln, Verwendung von Plural (so wird aus Teamleiter:in, einfach Teamleitung) oder genderneutralen Ausdrücken (Studierende statt Student:innen), kann und sollte bei Unklarheiten die betreffende Person am besten einfach gefragt werden. Dabei besteht die Möglichkeit, zum einen nach deren Pronomen zu fragen oder ihr anzubieten, sie beim Vornamen (anstelle von Herr oder Frau) anzusprechen. Hierbei ist sehr auf eine respektvolle, nicht-wertende Herangehensweise zu achten, um keine Missverständnisse über dieses sensible Thema hervorzurufen.

 

Weitere Möglichkeit des gendern:

Für die Schriftsprache kann ebenfalls die aktuell noch eher unbekannte Form des Gendern, eine Variante mit Doppelpunkt, verwendet werden (z.B. Mitarbeiter:in). Der Doppelpunkt scheint sich eher unauffällig in das Schriftbild einzugliedern und ist bereits ein verbreitetes Schriftzeichen in der Schriftsprache wodurch der „störende“ Faktor im Schriftbild minimiert werden kann. Ein ebenfalls großer Pluspunkt ist, dass der Doppelpunkt zum Gendern als eine der wenigen Möglichkeiten gilt, die von den meisten Screenreadern für Personen mit Seebehinderung vorgelesen werden kann. Dennoch handelt es sich aktuell noch um ein Abwägen der richtigen Variante, da es (noch) keine perfekte Lösung gibt.

 

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!

Es muss nicht von Anfang an perfekt sein, aber es ist wichtig damit anzufangen. Denn nur so kann erreicht werden, dass eines Tages eine Sprache, die alle Geschlechter gleichermaßen anspricht zur Normalität gehört. Dadurch können Diskriminierungen vorgebeugt werden und die Offenheit und die Diversität im Unternehmen gefördert werden. Wie wäre es also beim nächsten mal zu versuchen eine Ansprache nicht mit “Sehr geehrte Damen und Herren” zu Beginnen, sondern mit “Sehr geehrtes Team” oder “Sehr geehrte Anwesende”?

Allerdings sollte nicht vernachlässigt werden, dass nicht nur die Sprache sondern auch das Verhalten im Team auf Toleranz und Anerkennung ausgelegt werden muss um gute Zusammenarbeit und Zufriedenheit im Unternehmen zu erreichen.

Ziel für ein tolerantes Unternehmen sollte also sein, dem ganzen Team Wertschätzung gegenüber zu zeigen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft.

 

 

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